Pestruper Gräberfeld – Ausflugstipp
Das Pestruper Gräberfeld
Das Pestruper Gräberfeld im westlichen Niedersachsen liegt ca. 2,5 km südsüdöstlich des Wildeshauser Ortskerns, auf halbem Wege zur Wildeshauser Bauerschaft Pestrup und ist eine unter Natur- und Denkmalschutz stehende Heidefläche des Naturparks Wildeshauser Geest. Das etwa 30 ha große Gebiet liegt innerhalb des Naturschutzgebietes Pestruper Gräberfeld und Rosengarten. Mit über 530 größeren und kleineren Grabhügeln ist es die größte bronze- und eisenzeitliche Nekropole des nördlichen Mitteleuropas. Das Gräberfeld ist Teil der Straße der Megalithkultur und liegt rund 1 km westlich der Hunte; im Osten wird es vom Pestruper Moor begrenzt.
Grabungen, Befunde und Fundmaterial
Schon im 19. Jahrhundert erfolgten eher unkontrollierte Untersuchungen und Grabungen durch Pfarrer, Lehrer und Apotheker. Kleinere Grabungen erfolgten durch das Oldenburger Museum in den Jahren 1876, 1880 und 1882, das 1938 eine größere Grabung durchführen ließ. Unter Leitung von Johannes Pätzold erfolgte 1958 bis 1959 eine weitere größere Grabung. Das Gebiet wurde 1992 zum „unbefristeten Grabungsschutzgebiet“ erklärt. Ein Zusammenhang zu den beiden sogenannten „Großen Steinen“, als Hünenbetten einzustufende Ganggräber, etwa einen Kilometer südlich des Gräberfeldes, ließ sich nicht erweisen.
Die Grabung von 1938 konnte allerdings unterhalb des Gräberfeldes eine spätneolithische Siedlung belegen; diese zeitliche Einordnung gilt für sechs große Hügel, von denen drei als „Königshügel“ bezeichnet wurden, ebenfalls. Für die meisten Hügel mit etwa 8 m Durchmesser wird eine früheisenzeitliche Entstehungszeit angenommen. Der zumindest bis 2003 älteste bronzezeitliche Fund ist ein Schwert, das bereits 1909 südlich der Hügelgrabkonzentration entdeckt wurde. Während die Ausstattung der Gräber Einflüsse aus den südlicheren, keltischen Kulturen aufweist, basiert die Keramiktradition auf heimischen Techniken und Ausgangsstoffen.
Grabhügel
Die etwa einen Meter hohen kreisrunden Grabhügel stammen aus der Zeit um 900 bis 200 v. Chr., gehören also der späten Bronze- und der Eisenzeit an. In den Erdhügeln wurden während dieser sieben Jahrhunderte die Überreste der zuvor verbrannten Leichname beigesetzt, die während der Grabungen in Urnen in situ entdeckt wurden. Die Hügel haben einen Durchmesser von 6 bis 12 Metern. Einzelgrabungen ergaben, dass in der Regel die Grabhügel je eine Urnengrabbestattung bargen; in einigen Hügeln konnten auch mehrere Bestattungen nachgewiesen werden.
Im Nordteil des Gräberfeldes findet man einige deutlich größere, tellerartig geformte Hügel von etwa 1,20 m Höhe, bei Durchmessern von etwa 30 m, weshalb sie auch Königshügel genannt werden. Wahrscheinlich handelt es sich jedoch nicht um Gräber, sondern um bronzezeitliche Verbrennungsplätze, in die erst später Gräber gegraben wurden.
Einen weiteren Grabtypus bilden etwa 14 hochackerähnliche, lange Wälle in der Mitte des Gräberfeldes. Ein 1959 untersuchter „Langhügel“, der 40 cm hoch, 8 m breit und 33 m lang war, barg ein Knochenlager, dazu eine eiserne Nadel. Darunter befand sich ein nahezu vollständig überdeckter, weiterer Grabhügel. Unter diesem wiederum befand sich ein Scheiterhaufen nebst Leichenbrand und eisernen Beigaben, nämlich Gürtelhaken und Schnallen, sowie zwei Tongefäß. Die Bestattungen fanden in kurzer Abfolge um 400 v. Chr. statt. Grabungsleiter Johannes Pätzold deutete die unter dem Grabhügel nachgewiesenen Pflugfurchen als Anzeichen rituellen Pflügens im Kontext des Totenkultes. Eine etwa 50 cm lange Schwertklinge wurde in die ältere Bronzezeit datiert.
Grabbeigaben
Neben dem Leichenbrand in den über 500 Grabstellen fanden sich Beigaben. Neben Tontöpfen waren dies vor allem Schmuck und ein ganzer Wagen. Allerdings sind diese Grabbeigaben durch den Akt der Verbrennung, aber auch durch Korrosion stark lädiert. Bei den Schmuckbeigaben handelt es sich um teils recht große, bronzene Hals- und Armreifen, die oftmals einen Tonkern enthielten. Auch fanden sich Ketten aus Bronze und Glasperlen. Gewandnadeln und Fragmente von Gürtelbeschlägen repräsentieren den seinerzeitigen Eisengebrauch. Während die Beschaffung von Bronze weiträumige Handelsbeziehungen erforderte, ließ sich Eisenerz lokal gewinnen, was möglicherweise auf eine Kontraktion der Handelsbeziehungen hinweist. Einige Schmuckbeigaben ähneln stilistisch solchen aus Süddeutschland und verweisen auf keltische Ursprünge.
Der einzige bisher nachgewiesene Wagen, dessen Existenz eine herausgehobene Stellung des Toten belegt, ist nur in wenigen eisernen Artefakten belegt, darunter durch einen typischen Achsnagel.
Ganz in der Nähe (ca. 2 Kilometer entfernt) befinden sich die Kleinenknetener Steine, eine imposante Megalithanlage aus der Jungsteinzeit.
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